Ausweichführungsstellen der Bezirkseinsatzleitungen, S9 Objekte

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Im Februar 1970 begannen im MfNV die Planungen zur Erweiterung des RFN der NVA auf die neu einzurichtenden sog. „zusätzlichen Objekte“. Bei diesen zusätzlichen Objekten handelte es sich um die geschützten Ausweichführungsstellen der Bezirkseinsatzleitungen der einzelnen Bezirke der DDR. Zunächst bestand die Aufgabe darin, geeignete Objekte zu finden, welche den Anforderungen an die geschützte Unterbringung genügten.
Das MfNV verfügte aber zu diesem Zeitpunkt über keine eigenen Objekte mit den geforderten Parametern, so dass man sich auf Seiten des MfNV entschloss, passende Objekte anderer Rechtsträger zu übernehmen.
Anfang der 60er Jahre begann man in der DDR mit dem Bau geschützter Führungsstellen für staatliche Organe. Zu diesen Organen gehörten der Rat des Bezirkes, der Rat des Kreises, das Wehrkreiskommando, die BDVP sowie die Stäbe der Zivilverteidigung. All diese Organe waren zum damaligen Zeitpunkt bestrebt, eigene neue Schutzbauwerke zu errichten oder bestehende, geschützte Unterbringungskapazitäten zu erweitern. In vielen Fällen wurden dazu sogenannte Wiederverwendungsobjekte errichtet, welche alle weitgehend dem gleichen Projekt entsprungen waren. Es handelte sich um Schutzbauwerke vom Typ LP-09 vom VEB Institut für Typenprojektierung. LP steht dabei für Leitungspunkt.


Grundriss des Typbauwerkes LP-09

Das MfNV befand viele dieser Objekte zur Unterbringung der Stäbe der BEL für tauglich und übernahm am 01.01.1973 die Rechtsträgerschaft daran. Die vormaligen Rechtsträger wurden vertraglich dazu verpflichtet, die Bauwerke wieder in einen einwandfreien Zustand zu versetzen, bevor die Übergabe erfolgte. Gleichzeitig erfolgte auch die Übernahme weiterer LP-09 für die Stäbe der KEL in einigen Kreisen der DDR. Insgesamt wurden 66 Bauwerke übernommen.
Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, begann das jeweils zuständige WBK des Bezirkes ab 1973 zügig mit dem Ausbau der Schutzbauwerke zur Ausweichführungsstelle der BEL und dem Einbau entsprechender Nachrichtentechnik. Ziel war die direkte Anbindung aller Objekte mit einer Richtfunkendstelle an das RFN der NVA. Nicht immer waren die Objekte jedoch so günstig gelegen, dass eine Anbindung an die Bezirksrichtfunkzentrale direkt möglich war.
Bei einigen Objekten war eine vom Hauptobjekt abgesetzte Sende- und Empfangsstelle nötig. Wenn möglich, wurde jedoch die Parabolantenne direkt auf dem Bauwerk installiert oder in vorbereiteten Schuppen gelagert und mittels Adapter auf dem vorher eingemessenen Antennenmast montiert. Dies konnte innerhalb weniger Minuten erfolgen und verhinderte gleichzeitig auch die gegnerische Aufklärung. Alle diese Objekte wurden im MfNV unter der Bezeichnung „zusätzliches Objekt“ geführt und erhielten im Richtfunknetz die Bezeichnung S9. Die Richtfunkendstellen der S9 Objekte sowie die Gegenstellen in den Bezirksrichtfunkzentralen waren im Dauerbetrieb aktiv. Nur die Antennenausgänge waren zur Vermeidung gegnerischer Aufklärung auf Lastwiderstände gelegt. Auch wurde bei Objekten mit fest installierter Antenne die Parabolantenne auf dem A1 Objekt leicht verdreht und auf eine Nebenkeule eingerichtet. Mit der Ausrufung höherer Stufen der Gefechtsbereitschaft konnten diese Antennen innerhalb weniger Minuten in die optimale Position geschwenkt werden. Einige S9-Objekte wurden über eine Richtfunkendstelle in unmittelbarer Nähe angeschlossen und per Kabel mit dieser verbunden, wenn die Einrichtung einer separaten Endstelle unwirtschaftlich erschien oder das Hauptobjekt keine Richtfunkverbindung gestattete. Die GKG Wismut teilte sich die Sendestelle mit der Abt. W des MfS in einem Zweifamilienbungalow, südlich von Raum bei Hartenstein.

Standortkoordinaten der S9 Objekte

01S9 BEL Rostock bei Steinfeld  12°18’00.91“ O, 54°06’04.75“ N
02S9 BEL Schwerin bei Hasenwinkel  11°37’51.13“ O,  53°47’27.71“ N
03S9 BEL Neubrandenburg bei Hohenzieritz  13°05’52.13“ O, 53°25’52.15“ N
04S9 BEL Potsdam in Geltow  12°58’26.03“ O, 52°21’24.40“ N
05S9 BEL Frankfurt/Oder bei Heinersdorf 14°13’03.65“ O, 52°27’30.30“ N
06S9 BEL Cottbus im Stadtgebiet/Friedhof  14°20’27.78“ O, 51°43’58.20“ N
07S9 BEL Magdeburg in Heyrodtsberge  11°43’57.44“ O, 52°08’32.76“ N
08S9 BEL Halle bei Neutz  11°50’27.94“ O, 51°36’11.35“ N
09S9 BEL Erfurt in Weimar  11°18’24.93“ O, 50°58’17.27“ N
10S9 BEL Gera in Bad Köstritz  11°59’54.90“ O, 50°55’29.79“ N
11S9 BEL Suhl bei Altendambach  10°41’45.17“ O, 50°33’46.82“ N
12S9 BEL Dresden, Keulenberg bei Kamenz  13°57’27.43“ O, 51°13’35.57“ N
13S9 BEL Leipzig bei Taucha  12°28’26.82“ O, 51°23’20.15“ N
14S9 BEL Karl-Marx-Stadt bei Erdmannsdorf  13°03’11.10“ O, 50°49’14.15“ N
15S9 BEL Berlin bei Birkholzaue  13°36’54.66“ O, 52°37’47.74“ N
16S9 GKG Wismut bei Hartenstein   12°38’49.11“ O, 50°38’37.89“ N
11S9 Altendambach
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Die Markierungen der BEL stecken i.d.R. nicht direkt am exakten Standort des S9 Objektes.

 


Objekt 12S9 auf dem Keulenberg bei Kamenz


Gebäude um 1998

Im Jahr 1988 begann man noch mit den Arbeiten an der neuen Ausweichführungsstelle der BEL Dresden unweit von Ottendorf-Okrilla, direkt neben dem Objekt der Üst-II. Die Bauarbeiten waren im November 1989 bereits soweit fortgeschritten, dass die Bodenplatte sowie die Innenwände betoniert waren. Dann kam die Wende und die Arbeiten daran wurden eingestellt und die Baugrube wieder verfüllt. Das Bauwerk sollte das Erste einer Reihe von Typbauten sein, welche perspektivisch für alle BEL erreichtet werden sollten. Heute befindet sich auf dem Gelände eine Hundeschule.

 

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