Man sollte glauben, dass in hundertfach geprüften Dokumenten der Abt. Fernmeldewesen eigentlich keine bedeutsamen Fehler zu finden sein sollten. Im Besonderen gilt das natürlich für Streckenbezeichnungen oder Streckenführungen im Richtfunknetz.
Während der Recherchen zum Buch „Im Auftrag der SED“ zeigte sich jedoch, dass damals auch nur Menschen an der Erstellung beteiligt waren und einmal geschriebene Dokumente mit grundsätzlichem Inhalt oft nie wieder auf Korrektheit geprüft wurden. So kam es dann, dass sich Fehler über viele Jahre einfach fortpflanzten und bis zum Ende nicht korrigiert wurden.
Ein gutes Beispiel ist die Streckenführung von der Industriekreisleitung der Leuna-Werke. In den originalen Unterlagen aus 1961 war die Strecke von Leuna zum Turm bei Pettstädt eingetragen, was mit Blick auf die Entfernung und die Überbelegung des Turmes auf dem Petersberg auch logisch erschien.
Auch auf Fotos aus unterschiedlichen Zeiträumen ist die Antenne stets nach Pettstädt ausgerichtet.
Ganz am linken Bildrand ist die Antenne markiert.
Selbst auf einem Bild aus 1989 ist die Antenne, zwar schwer, zu erkennen und zeigt nach Pettstädt .
In den Dokumenten ist jedoch nicht, wie zu erwarten, der Turm Pettstädt als Ziel der Strecke angegeben sondern der Turm auf dem Petersberg. In der Funknetzdatei der Abt. Fernmeldewesen, welche als offizielles Dokument auch für das Frequenzbüro der DDR galt, steht eindeutig 08A1. Auch der Winkel von 353 Grad gegen Nord führt zum Petersberg.
Auch auf Karten des MfS ist die Ausrichtung zum Petersberg vermerkt worden ohne sich die Mühe zu machen den tatsächlichen Streckenverlauf zu überprüfen.
Ein einfacher Blick aus dem Fenster der Objektdienststelle des MfS im Werk hätte genügt um zu sehen, dass die Antenne nicht zum Petersberg zeigt.
Bild:(BSTU H AGL296)
Es gibt noch weitere dieser Fehler in anderen Bezirken von ähnlicher Tragweite.